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Praxis Nik

Tim Nik – Privatpraxis für Psycho- und Sexualtherapie (nach Heilpraktikergesetz)

Das Mysterium der Déjà-vus: Was steckt hinter diesem Gefühl der Vertrautheit?

Hast du schon einmal das Gefühl gehabt, eine Situation oder einen Moment schon einmal erlebt zu haben, obwohl du genau weißt, dass es das erste Mal ist? Dieses faszinierende Phänomen wird als Déjà-vu bezeichnet, was aus dem Französischen übersetzt „schon gesehen“ bedeutet. Es ist ein weit verbreitetes Erlebnis, das oft spontan auftritt und für wenige Sekunden andauert. 

Was passiert bei einem Déjà-vu?

Déjà-vus treten auf, wenn wir plötzlich das Gefühl haben, etwas bereits erlebt zu haben, obwohl es sich um eine neue Situation handelt. Während das Phänomen selbst alltäglich erscheint, stellt es Neurowissenschaftler:innen und Psycholog:innen immer noch vor Rätsel. Eine allgemeingültige Erklärung gibt es bisher nicht, aber es existieren verschiedene Theorien:

  1. Fehlverarbeitung im Gehirn: Eine der verbreitetsten Theorien besagt, dass ein Déjà-vu durch eine Art „Fehlzündung“ im Gehirn verursacht wird. In diesem Fall werden aktuelle Sinneseindrücke fehlerhaft als Erinnerungen interpretiert. Dieser Fehler tritt möglicherweise auf, wenn das Gehirn bei der Verarbeitung von Informationen aus der Umgebung durcheinander gerät.

  2. Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis: Eine andere Erklärung sieht das Déjà-vu als eine Verwechslung zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis. Wenn neue Informationen irrtümlich ins Langzeitgedächtnis eingeordnet werden, fühlt es sich so an, als hätten wir sie schon einmal erlebt. Das Gehirn behandelt die frischen Eindrücke so, als wären es alte Erinnerungen.

  3. Neurologische Synchronisationsprobleme: Manche Neurowissenschaftler vermuten, dass ein Déjà-vu durch eine vorübergehende Synchronisationsstörung zwischen den Gehirnregionen entsteht, die für Wahrnehmung und Gedächtnis verantwortlich sind. Wenn die Informationen leicht verzögert ankommen, kann dies das Gefühl erzeugen, dass das Ereignis bereits passiert ist.

Wer erlebt Déjà-vus und warum?

Déjà-vus kommen bei fast jedem vor, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Studien legen nahe, dass jüngere Menschen (insbesondere im Alter von 15 bis 25 Jahren) häufiger von Déjà-vus berichten als ältere Erwachsene. Dies könnte damit zusammenhängen, dass das Gehirn in jüngeren Jahren intensiver verarbeitet, schneller lernt und neue Situationen erlebt. Doch auch Faktoren wie Müdigkeit, Stress oder emotionale Anspannung können ein Déjà-vu auslösen.

Die Verbindung zu psychiatrischen und neurologischen Störungen

Während Déjà-vus bei gesunden Menschen gelegentlich und in der Regel harmlos auftreten, können sie in bestimmten Fällen auch mit neurologischen oder psychiatrischen Störungsbildern zusammenhängen. Hier sind einige Störungen, bei denen Déjà-vus häufiger auftreten:

  1. Temporallappen-Epilepsie: Déjà-vus sind ein bekanntes Symptom bei Menschen mit Temporallappen-Epilepsie, einer speziellen Form der Epilepsie, bei der das Gehirn im Temporallappen Fehlfunktionen aufweist. Menschen mit dieser Erkrankung berichten oft von intensiven Déjà-vu-Erlebnissen unmittelbar vor einem epileptischen Anfall. Diese Art von Déjà-vu unterscheidet sich von den harmlosen Déjà-vus bei gesunden Menschen, da sie häufiger und intensiver auftreten und oft mit anderen Symptomen wie Verwirrung oder Bewusstseinsverlust einhergehen.

  2. Dissoziative Störungen: Menschen mit dissoziativen Störungen, bei denen eine Trennung von Bewusstsein, Gedächtnis oder Identität auftritt, können ebenfalls häufig Déjà-vus erleben. In diesen Fällen könnte das Déjà-vu mit den Mechanismen der Dissoziation verbunden sein, bei denen eine Person ihre Umgebung als fremd oder unwirklich wahrnimmt, was das Gefühl verstärken könnte, eine Situation schon einmal erlebt zu haben.

  3. Schizophrenie: Bei Schizophrenie, einer schweren psychischen Erkrankung, können Déjà-vus ein Teil der verzerrten Realitätswahrnehmung sein. In solchen Fällen sind Déjà-vus oft intensiver und können in den Kontext von Wahnvorstellungen oder Halluzinationen eingebettet sein, was es für Betroffene schwierig macht, zwischen tatsächlichen Erinnerungen und falschen Wahrnehmungen zu unterscheiden.

  4. Angststörungen: Menschen, die unter starken Angstzuständen leiden, berichten gelegentlich ebenfalls von häufigen Déjà-vu-Erlebnissen. Stress und Angst können das Gehirn überlasten und dazu führen, dass es Informationen falsch verarbeitet, was das Auftreten eines Déjà-vus begünstigen könnte.

  5. Depersonalisation und Derealisation: Bei diesen Zuständen fühlen sich Menschen von sich selbst oder ihrer Umgebung entfremdet. In Verbindung mit diesen Gefühlen können Déjà-vus auftreten, da das Gehirn Schwierigkeiten hat, die Realität angemessen zu verarbeiten. Das Erlebnis eines Déjà-vus könnte die ohnehin bestehende Wahrnehmungsstörung verstärken.

Was bedeutet das alles?

Die meisten Menschen erleben ab und zu ein Déjà-vu und müssen sich keine Sorgen machen. Solange es selten und nicht von anderen störenden Symptomen begleitet wird, gilt es als harmlos und gehört zu den vielen faszinierenden Eigenarten unseres Gehirns. Doch wenn Déjà-vus sehr häufig, intensiv oder in Verbindung mit anderen neurologischen oder psychischen Symptomen auftreten, könnte dies ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Störung sein.

Déjà-vus bleiben ein faszinierendes und geheimnisvolles Phänomen. Sie geben uns einen Einblick in die komplexe und manchmal fehlerhafte Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Ob als harmloses Verwirrspiel unserer Sinne oder als Symptom neurologischer und psychischer Störungen, Déjà-vus bieten Forschern noch viele offene Fragen. Für den Moment bleibt es ein wunderbares Rätsel des menschlichen Geistes, das uns daran erinnert, wie erstaunlich unser Gehirn funktioniert – und manchmal eben auch irrt.

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